Programmieren lernen für neue Perspektiven auf die Geschichte. Ein Erfahrungsbericht.
Die dritte These des Hagener Manifests drückt genau das aus, was wir, drei Studierende im Master „Geschichte Europas“ bzw. im Bachelor „Kulturwissenschaften“ gerade erleben: Digitale Medien eröffnen uns Studierenden neue Wege und Möglichkeiten zu lernen. Und wir drei sind nicht nur bereit, solche neuen Wege zu gehen; wir sind schon unterwegs.
Programmierkenntnisse heben Schatz historischer Daten
Auf diese Reise wollen wir weitere Studierende der Kulturwissenschaften und der Geschichte für ein Thema begeistern, das ihnen nicht unbedingt nahe liegt: Programmierkenntnisse zu erwerben, um damit den Schatz historischer Datenbestände zu heben. Konkret bedeutet dies, dass wir uns gegenseitig und auch unsere Mitstudierenden dabei unterstützen möchten, die Programmiersprache Python zu erlernen, um damit historische Daten analysieren und visualisieren zu können. Dabei kann es sich um die quantitative Datenanalyse, die Bereinigung von bibliothekarischen Metadaten, die Visualisierung von Netzwerken in einem bestimmten historischen sozialen Umfeld oder die inhaltliche Strukturierung und Auswertung von umfangreichen Textkorpora handeln. Wir erhoffen uns neue Perspektiven auf Quellen und neue Fragestellungen, die es zu erforschen gilt.
Unterstützung durch Fellowship
Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir uns erfolgreich für ein Fellowship beim DigitalChangeMaker Accelerator beworben, einem Programm des Stifterverbandes und der Reinhard Frank-Stiftung. Hier werden wir als DigitalChangeMaker-Fellows vier Monate lang finanziell und ideell gefördert: siehe „Alte Bibliotheken – Neue Perspektiven“. Wir werden mit und von den anderen Studierenden im Fellowship-Programm lernen.
Das Projekt wird begleitet durch das Lehrgebiet Geschichte und Gegenwart Alteuropas, die Forschungsgruppe digital_humanities (Dr. Dennis Möbus) und Lehrende des Wahlmoduls Digital Humanities des B.A. Kulturwissenschaften (PD Dr. Eva Ochs, Helmut Hofbauer, Tunahan Keskin) an der FernUniversität in Hagen.
Mit dieser Unterstützung werden wir für interessierte Mitstudierende und für uns eine Vortragsreihe mit Expertinnen und Experten organisieren, einen Python-Workshop veranstalten sowie ein Blog-Forum einrichten und pflegen.
Lernumgebung entwickeln
Ein wichtiger Meilenstein auf unserer Reise wird die Gestaltung der Lernumgebung sein. Wir möchten eine Lernumgebung entwickeln, die auch Studierenden langfristig zur Verfügung stehen wird, die nicht am Workshop oder an den Vorträgen teilnehmen konnten. In dieser Lernumgebung sollen sie Zugang zu den Aufzeichnungen der Vorträge erhalten, sich mit anderen Interessierten austauschen können, einschlägige Fachliteratur nutzen können, Anleitungen und FAQ zu Python oder sogar Links zu Tutorials vorfinden usw. Dank der Unterstützung von Lehrenden des Moduls Digital Humanities können wir diese Lernumgebung auf der offenen Lernplattform der Fernuni in Hagen einrichten.
Wie soll diese Lernumgebung gestaltet werden? Studierende sollen sich unabhängig von Zeit und Ort sowie in ihrem individuellen Lerntempo mit dem Thema Python befassen können. Sie sollen die Möglichkeit haben, sich an der Gestaltung und Weiterentwicklung der Lernplattform zu beteiligen und zusätzlich zum von uns gewählten Schwerpunkt „Python“ selbst neue Aspekte und Themen im riesigen Bereich Digital Humanities einbringen können.
Kollaboratives Arbeiten wichtig
Was wir jetzt auch schon gelernt haben, ist, wie wichtig digitale Medien für unser Vorhaben sind. Eine kleine Gruppe von interessierten Studierenden konnte sich mit Hilfe von ZOOM gegenseitig vorstellen und sich kennenlernen. Eine Kommilitonin hat uns, also diese Gruppe von Studierenden, ein Stück weit in die Welt des Programmierens eingeführt. Ohne digitale Medien würden wir unser Vorhaben nicht so umsetzen können, wie wir es möchten. Uns ist auch wird auch klar, wie wichtig eine studentische Lerngruppe für viele von uns ist. Eine Gruppe, in der wir selbstgewählte Inhalte und methodischen Zugänge lernen, ohne den Druck clevere Fragen zu stellen oder von Lehrpersonen bewertet zu werden. Das heißt aber nicht, dass studentisches Engagement die aktive Beteiligung von Lehrpersonen ausschließt. Ganz im Gegenteil. Wir merken im Rahmen des Projekts wie wichtig die Offenheit und Unterstützung seitens von ProfessorInnen und DozentInnen in der Beschäftigung mit unseren eigenen akademischen Themen ist. Ohne ihre Ermutigung und Vorschläge wäre sehr schwierig die Motivation zu halten oder zu wissen, ob man gerade in eine zielführende Richtung geht. In einer Reise, in der wir unsere eigenen Ziele und Karten haben, brauchen wir Sie als Kompass und erfahrene Begleiter.
Unsere Reise hat erst begonnen. Wir freuen uns darauf, (noch mehr) Neues zu lernen und auf viele MitstreiterInnen, von denen und mit denen wir lernen können.
Sinikka Gusset-Bährer, Studium der Kulturwissenschaften an der FernUniversität in Hagen
Suellen Dutra Pereira, Studium der Geschichte Europas an der FernUniversität in Hagen
Hans-Ascan Wieck, Studium der Geschichte Europas an der FernUniversität in Hagen
Diskussion erwünscht: New Learning stellt Lernende in den Mittelpunkt
Dieser Blog bietet Studierenden Raum, über ihre Meinungen, Visionen und Erfahrungeng mit New Learning zu berichten. Deshalb rufen wir als Redaktion des Blogs dazu auf, Beiträge einzureichen, die sich auf die dritte These des Hagener Manifests zum New Learning beziehen: „Jeder Mensch lernt auf eigene Weise. Darum denken wir New Learning konsequent von den Lernenden her. New Learning unterstützt ihre individuellen Stärken und ihre Einzigartigkeit sowohl durch eine persönliche Lernbegleitung als auch durch digital gestützte Systeme, die adaptive Lernumgebungen schaffen.”
Was bedeutet dies für Sie als Studierende konkret? Was sind Ihre Erfahrungen und Ideen? Wo erleben Sie individualisiertes Lernen bereits und wo gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten? Welche Vorschläge haben Sie zur Umsetzung?
Senden Sie uns dazu Ihre Beiträge, die wir im Blog #NewLearning veröffentlichen. Zur Ausschreibung