Virtuelle Räume in der Pflege

Virtual Reality erweitert den Raum, um medizinische Handgriffe zu trainieren.

Anja Wetter | 31. Juli 2023

Der Gesundheitsbereich steht vor großen Herausforderungen – vor allem etwa im Hinblick auf Ausbildung in der Pflege. Mixed-Reality-Anwendungen haben das Potenzial, Lehren und Lernen in diesem Bereich zukunftsfähig zu gestalten. „In der Pflege, wie auch in anderen Gesundheitsbereichen, gibt es Situationen, die schnelles, routiniertes Handeln erfordern, die aber in der Realität kaum trainiert werden können, wie beispielsweise eine Reanimation oder andere Notfallereignisse. Hier bieten sich erweiterte Lernräume an, um diese Situationen möglichst realitätsnah einüben zu können“, beschreibt Dr. Claudia Grüner. Sie ist Lehrkraft für besondere Aufgaben am Lehrgebiet Bildungstheorie und Medienpädagogik der FernUniversität und unterstützt das Projekt „XR4Healthcare“. In diesem Projekt erforscht ein Team um Lehrgebietsleiterin Prof. Dr. Claudia de Witt den Einsatz von erweiterter und virtueller Realität (Mixed Reality, MR) in der Pflegeausbildung.

Immersive Lernerfahrungen

Das Projekt konzentriert sich als Teil des Forschungsschwerpunktes Arbeit – Bildung – Digitalisierung an der FernUniversität auf Lehrkräfte im Gesundheitsbereich, insbesondere auf Lehrende an Pflegeschulen. Es geht darum, dass die Lehrkräfte durch die Erfahrungen mit der MR-Technologie ihre persönlichen digitalen Kompetenzen schulen und verbessern. In einem weiteren Schritt entwickeln sie dann eigene virtuelle Unterrichtsszenarien. „Dabei sollen die Lerninhalte in alltägliche berufliche Situationen eingebettet sein, um den Lernenden eine unmittelbare Erfahrung in für sie relevanten Handlungsräumen zu ermöglichen – praxis- und realitätsnah“, erklärt Jessica Felgentreu, die wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt ist.

Wie weit hängt der Technologieeinsatz
von der eigenen Akzeptanz für digitale Tools ab?

„Wir wollen dabei mit Hilfe von Technologie Lehre gestalten und Lehrsituationen mit Mehrwert schaffen“, fügt Prof. Dr. Claudia de Witt hinzu. Das beinhaltet sowohl mediendidaktische als auch technologische Aspekte. Das Team um de Witt kümmert sich um die mediendidaktischen Fragestellungen – beispielsweise: Wozu sollen die Lernenden aufgefordert werden, welches Lernziel steht am Ende? Für die technischen Fragen und die Umsetzung der Technologie ist ein Team um Prof. Dr. Thies Pfeiffer von der Hochschule Emden/Leer beteiligt. Er lehrt auf dem Gebiet der Informatik in den Themen Mensch-Maschine-Interaktion und Mixed Reality.

Gemeinsam haben die Projektbeteiligten bereits einen Workshop mit Lehrkräften von Pflegeschulen durchgeführt. Aufbauend auf den Erfahrungen mit MR haben die Lehrkräfte nun die Möglichkeit die Technologien vor Ort in ihrem beruflichen Umfeld auszuprobieren und im Unterricht einzusetzen. „Dabei interessiert uns, wie setzen die Lehrkräfte es um. Wie weit hängt der Technologieeinsatz dabei von der eigenen Akzeptanz für digitale Tools ab?“, skizziert Felgentreu Forschungsfragen.

Qualifizierung für berufliche Kontexte

Nach Projektablauf liegen idealerweise Handreichungen für Lehrende im Gesundheitswesen vor, geschrieben von den Praktiker:innen selbst. „Partizipative Lernprozesse sind erfolgreicher“, ist sich Felgentreu sicher. Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt fließen außerdem in ein interaktions- und erfahrungsorientiertes Qualifizierungskonzept ein. „Diese Art der Aus- und Weiterbildung ist außerdem auf andere berufliche Kontexte als den Gesundheitsbereich übertragbar“, denkt Claudia de Witt an weitere Einsatzmöglichkeiten für MR-Technologien in der Lehre.